Kunst-Stoffe
Die Rauschgiftszene ist ständig in Bewegung – vor allem bei den SYNTHETISCHEN DROGEN kommen immer neue Stoffe auf den Markt. Rauschmittel, die als „Badesalz“ verkauft werden, breiten sich rasant aus. Ihre Wirkung erschüttert selbst erfahrene Mediziner.
Badesalz, Spice, Pflanzennährstoff: Was harmlos klingt, kann lebensgefährlich sein. Neben den klassischen Rauschgiften spielen die unter Fantasienamen verkauften „Legal Highs“ eine immer größere Rolle im Drogenmarkt. Legal ist diese Gruppe synthetischer Stoffe nur insofern, als dass es noch keine Verbote für sie gibt. In zahlreichen Ländern wird aber genau daran gearbeitet. Allerdings erinnert die Verfolgung der Kunst-Drogen an das Wettrennen zwischen Hase und Igel: Denn die Produzenten bringen neue Stoffe schneller auf den Markt, als bestehende Mischungen verboten werden. In Deutschland können Vertrieb und Konsum einer Droge erst verboten werden, wenn der entsprechende Stoff im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt wird. Außerdem werden die als Badezusatz oder Räuchermischung deklarierten Stoffe auf den Packungen ausdrücklich nicht für den menschlichen Konsum angeboten – das macht schnelle Verbote auch in den USA schwierig.
Regionale Trends
Die Problematik wird immer drängender: Allein im Jahr 2012 wurden 57 neue Varianten synthetischer Drogen entdeckt, wie die europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) in ihrem Jahresbericht feststellt. Drei Jahre zuvor waren es noch 24 neue Substanzen. EBDD-Präsident Wolfgang Götz warnt deshalb vor der Konjunktur dieser Stoffe. Ein internationales Register sei dringend notwendig, um die Verbreitung psychoaktiver Substanzen besser eindämmen zu können. Ein Überblick der neuen Kunst-Stoffe zeigt ein ausgesprochen heterogenes Bild auf. Denn auch wenn ihre Wirkung oft jener von bekannten Rauschgiften ähnelt, unterscheiden sich die synthetischen Substanzen chemisch meist grundsätzlich von diesen. Das gilt etwa für die synthetischen Cannabinoide, die an die Cannabis-Rezeptoren im Gehirn andocken und die vor allem in Kräuter-Rauchmischungen enthalten sind. Synthetische Cathinone hingegen werden in sogenannten Badesalzen verkauft. Toxizität und Intensität der „Legal Highs“ betragen oft ein Vielfaches herkömmlicher Drogen, weshalb ihre psychischen und körperlichen Risiken die bekannten Wirkungen etablierter Rauschgifte erheblich übertreffen, mitunter sogar potenzieren können – etwa wenn die im Markt angebotenen Produkte miteinander kombiniert werden. Über die Wirkung der im „Badesalz“ enthaltenen Substanzen wie Mephedron oder Methylendioxypyrovaleron kursiert manche Horrorgeschichte. In den USA ist ein Mann laut „New York Times“ auf einen Mast am Straßenrand geklettert und in den Verkehr gesprungen, ein anderer sei im Rausch in ein Kloster eingedrungen und habe einen Priester erstochen. Peter Thomas